Weihnachtslieder

Weihnachtslieder-

sie stehen für die Zeit der Ruhe, der Besinnlichkeit. Für Zeit mit der Familie, Idylle, warme Lichter in dunklen Nächten. Für verschneite Landschaften, gemütliche Wohnzimmer, Heiligabend...

In der Vorweihnachtszeit seufzte ich aber auch jedes Jahr innerlich, wenn für einen Gig mal wieder „traditionell weihnachtliche Musik“ gewünscht wurde. Weihnachtslied - das Wort schmeckte eben auch so abgenutzt, so verstaubt. Irgendwie kitschig.  Ich fand kaum Arrangements für die Harfe, die ich mochte, die ich gerne spielte.

Weihnachtslieder assoziierte ich auch mit den jedes Jahr wiederkehrenden, immer gleich klingenden Songs in den Kaufhäusern, die, fernab von Ruhe und Besinnlichkeit, immer nur Stress, Zeitdruck und ein irgendwie schlechtes Gefühl hinterließen.

Noch letzte Weihnachten seufzte ich erneut, als ich in einem Kurs bei der amerikanischen Jazz-Harfenistin Deborah Henson-Conant ein Weihnachtslied arrangieren sollte. Ich konnte mir kaum vorstellen eines zu finden, dem ich mindestens eine Woche Arbeitszeit widmen wollte. Zufällig bekam ich genau an dem Tag die Anfrage einer Plattenfirma, eine ganze CD mit eigenen Arrangements von Weihnachtsliedern zu produzieren und war wegen der Ironie erstmal sprachlos. Doch das Angebot sackte. Und ich begann nachzudenken... Ein Mix aus Klassik und Jazz-Arrangements. Ich hätte alle Freiheiten... Ich hätte eine Deadline (eine unverzichtbare Voraussetzung für mich, wenn ich etwas wirklich fertigstellen will)! Und Jazz lernen wollte ich sowieso. So langsam packte mich die Lust, mich auf dieses neue Projekt zu stürzen und die Herausforderung anzunehmen. Ich wollte, dass als Endprodukt nur Stücke auf der CD sind, die ich mag, die mir Weihnachten versüßen... 

Tatsächlich war nach einer Woche die Liste der möglichen Weihnachtslieder eine ganze Seite lang. Als ich dann im März einen ganzen Monat mit Jazz-Studien in Boston verbringen konnte (zusammen mit meiner hinreißenden, Weihnachten liebenden Kollegin Shelley Fairplay), war es ein Riesenspaß, die verschiedenen Stile und Grooves an den Weihnachtsliedern auszuprobieren.

Den eigentlichen Plattendeal sagte ich ab, um dann lieber mit dem vertrauten und großartigen Peter Finger von Acoustic Music Records zusammenzuarbeiten.

Und so entstand nun nach meiner Debut-CD „Rêves et Danses“ mit Werken aus Barock, Romantik und Impressionismus, meine neue Weihnachts-CD "In A Differnt Light" mit erstmals eigenen Arrangements. Selber als Arrangeurin und Komponistin kreativ zu werden, war eine große Herausforderung, aber auch eine enorme Befreiung. Es bedeutete, den Perfektionismus der Klassischen Musik auszublenden und mich auf ein viel gefühlsbetonteres, intuitiveres Schaffen einzulassen.  Hier galt eine andere Ästhetik, eine andere Klangsprache! Wo ich gewohnt war, Melodien gleichmäßig zu artikulieren, erforderte diese Art der Musik nun quasi, einen Slang zu erlernen, Wörter zu vernuscheln. Es hat mir so viel Freude bereitet, mich auf die Rhythmen einzulassen, mich von der Perfektion zu lösen und die Erlaubnis zu haben, „rumzuspielen“.  Natürlich bin ich in einem Jahr zu keiner Jazz-Musikerin geworden. Die Arrangements sind eher Pools an musikalischen Ideen, aus denen ich schöpfe, an denen ich übe. Ich konnte mir einen ersten Grundstock an Jazz- und Folk -Vokabular aneignen und freue mich sehr darüber, diesen Schritt in Richtung meiner eigenen Musiksprache gemacht zu haben.

"In A Different Light" bestellen

 

Bezaubernde Weihnachten und viel Freude beim Hören wünscht

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Kommentare: 1
  • #1

    Jochen (Montag, 21 November 2016 14:15)

    Hallo Nicki, ganz toll, was du hier geleistet hast. Ich bin sehr stolz, dich
    in der Familie zu haben.
    Jochen